Maria, vol van genade

Gleich nach ihrer Rückkehr nach Moresnet im Jahre 1895 faßten die Franziskaner den Entschluß, eine Kreuzweganlage mit 14 Stationen zu bauen. Aus einer flachen Wiese nördlich der Kapelle wurde mit viel Aufwand eine Hügellandschaft von fast 14 Morgen angelegt.

Anfang des Jahres 1901 schickte der Provinzial P Joseph Kaufmann den fachkundigen Bruder Quintilian Borren, der kurz zuvor im Eichsfeld einen Klosterneubau vollendet hatte, nach Moresnet, um hier die Kreuzweganlage zu planen und auszuführen. Seine Entwürfe stimmten größtenteils mit den schon früher konzipierten Plänen des Paters Johannes überein. In diesem Plan war auch die ursprüngliche Trennung der einzelnen Stationen durch die auf dem flachen Gelände aufgeworfenen Wälle vorgesehen. Durch das Brechen der Steine für die Grotten und Mauern entstanden tiefe Gruben, die wieder verfüllt werden mußten. Mit der gärtnerischen Gestaltung beauftragte Bruder Quintilian in den Jahren 1901/02 seinen Freund Joh. Schuchart. Die Maurerarbeiten besorgte der Gemmenicher Maurermeister Brauwers. In den genannten Jahren wurden 13 Stationen im Rohbau vollendet. Bis 1902 waren vier Stationshäuschen fertig, und zwar die 1., II., IV. und XIII. Station. Die Grotten wurden außen mit Lavasteinen verkleidet, die die Firma Jakob Meurin aus Andernach lieferte. Die Tropfsteine kamen von der Firma Dietrich aus Elingen bei Greußen in Thüringen. Die eisernen Gitter der Stationshäuschen sowie die Tore und Mauergitter fertigte Bruder Valens Zimmermann mit zwei Gehilfen. Eine besondere Beachtung verdienen die Gitter der IV., XII. und XIV. Station sowie das große Tor am Ausgang.

Die Stationsbilder stammen von der Hand des seinerzeit vor allem durch seine zahlreich geschaffenen Denkmäler bekannten Kölner Bildhauers Wilhelm Albermann. Die Darstellungen sind als Hochreliefs gearbeitet, und zwar so, daß die Hauptfiguren ganz aus der Fläche hervortreten, wogegen die Nebenfiguren weniger ausgearbeitet sind. Jedes Bild hat eine Höhe von 1,50 m und eine Breite von 1,20 m, ausgenommen die XIV. Station, die 2 m hoch und 2,20 m breit ist. Aus feinstem französischen Sandstein hat der Künstler die ausdrucksstarken Darstellungen geformt. Im Jahre 1903 wurde die Gruppe der XII. Station (Christus am Kreuz mit Maria und Johannes) um 3 m höher gesetzt und um drei Figuren, die beiden Schächer und den Hauptmann, erweitert. Sie stammen von dem Bildhauer Lambert Piedboeuf aus Aachen. Unterhalb der Figurengruppe ließ der damalige Präses P. Bernward in der Grotte eine kleine Kapelle mit dem Bildnis des stigmatisierten hl. Franziskus anlegen. Gegen Ende des Jahres 1903 waren die Arbeiten abgeschlossen. Im Jahre 1981 wurden die stark verwitterte Christusfigur und die Figuren der beiden Schächer der XII. Station durch neue Bronzeplastiken ersetzt. Die künstlerische Gestaltung übernahm der Franziskanerpater Laurentius Englisch (HürtgenwaldVossenack).

Die parkähnlich angelegte Kreuzweganlage zählt mit zu den schönsten ihrer Art in Europa und wird alljährlich von vielen Pilgern besucht, die hier den Leidensweg des gekreuzigten Herrn im Gebet nachvollziehen.