Maria, vol van genade

Unweit der alten Kaiserstadt Aachen, im Dreiländereck Deutschland, Niederlande, Belgien, liegt in idyllischer Gegend, in den Ausläufern des Aachener Waldes, an der Straße von Vaals nach Kelmis, der Marienwallfahrtsort Moresnet-Chapelle mit dem Gnadenbild „Maria Hilf" oder „Maria, Hilfe der Christen". Im Volksmund wird der Gnadenort auch gern „Eichschen" oder „Eikschen" genannt, da das Gnaden­bild hier ursprünglich am Stamm eines Eichenbaumes gestanden hat. Der Ursprung des Wallfahrtsortes geht in die Mitte des 18. Jh. zurück. In Moresnet lebten zu dieser Zeit die Bauersleute Lambert Frank und Elisabeth Pelzen Der ganze Stolz der Eheleute waren ihre sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter.

Durch eine besondere Frömmigkeit zeichnete sich der am 10. September 1741 ge­borene zweitjüngste Sohn Peter Arnold aus. Wie die Überlieferung berichtet, ereig­nete sich - der Junge war gerade sechs Jahre alt und spielte im Freien - in der Gegend um Moresnet ein schweres Erdbeben. Um Schutz zu suchen, lief er in ei­nen nahegelegenen Holzschuppen. Hier fanden ihn später seine Eltern. Der Junge war von der Krankheit der Fallsucht (Epilepsie) gezeichnet. Es ist anzunehmen, daß die Krankheit durch die äußeren Umstände des Erdbebens zum Ausbruch kam. Die Anfälle wiederholten sich seitdem von Zeit zu Zeit und nahmen an Häufig­keit zu.

In Sorge um die Gesundheit ihres Kindes machten die Eltern mit dem kleinen Peter Arnold anläßlich der im Jahre 1748 stattgefundenen Aachener Heiltumsfahrt eine Wallfahrt nach Aachen. Hier ließen sie ihn in vollem Gottvertrauen die gezeigten Reliquien berühren.

Peter Arnold war ein inniger Verehrer der Gottesmutter Maria. Durch ihre Fürbitte erhoffte er sich Trost und Linderung von seiner Krankheit. Eines Tages ging er zu der in seiner Nähe wohnenden Botenfrau Katharina Klein mit der Bitte, sie möge ihm aus Aachen eine kleine Marienstatue mitbringen. Die Frau entsprach seinem Wunsch und schenkte ihm das heutige Gnadenbild, die Gottesmutter mit dem Je­suskind. Täglich betete er im elterlichen Haus vor dem Gnadenbild, aber die An­fälle ließen nicht nach. Um bei seinen Gebeten nicht gestört zu werden, suchte er nach einem ruhigen Aufbewahrungsort für sein Marienbild, den er im Jahre 1750 im nahen Wald an einer kleinen Eiche fand. In einem eigens von ihm gezimmerten Holzhäuschen stellte er die Madonna auf. Die Eiche stand an der Stelle, wo sich heute die Wallfahrtskirche befindet. Durch sein inständiges Gebet und sein Gott­vertrauen wurde er schließlich von den Anfällen befreit.

Die Nachricht von der Heilung verbreitete sich schnell; man schrieb sie der allerseligsten Jungfrau Maria zu. Mit der Zeit kamen viele fromme Beter aus der näheren und weiteren Umgebung und vertrauten sich an diesem geheiligten Ort der Him­melskönigin im Gebet an. Etwa 25 Jahre wurde die Muttergottes in dem Heiligen­häuschen an der Eiche verehrt und angerufen, bis die französische Revolution auch Moresnet heimsuchte. Peter Arnold nahm das Gnadenbild von der Eiche, trug es nach Hause und verbarg es in einer Kiste. Als die reevolutionären Wirren vorüber waren, wollte Peter Arnold das Gnadenbild wieder an seinen angestammten Platz zurückbringen. Doch die Kiste war leer. Wie die Chronik berichtet, fand er es an seinem angestammten Platz an der Eiche wieder. Diese Tatsache bestärkte ihn in seinem Glauben, und er nahm an, daß das Bildnis auf eine wundersame Weise hierhin zurückgelangt war.

Zwei durch Gebete abgewendete Viehseuchen in den Jahren 1771 und 1797 ließen erneut viele Hilfesuchende als Pilger in Prozessionen nach Moresnet kommen.

Obwohl das Pilgerleben noch nicht kirchlich organisiert und bestätigt war, darf man das Jahr 1797 als das des Beginns der öffentlichen Wallfahrten zu „Unserer Lieben Frau von Moresnet" bezeichnen.

Peter Arnold starb im Alter von 60 Jahren am 29. November 1801 bei der Rückkehr von einer Wallfahrt nach Walhorn im sogenannten Hergenrather Feld. Seine letzte Ruhestätte fand er am 30. November auf dem Friedhof zu Moresnet. Nach dem Tod von Peter Arnold veranlaßte die zunehmende Anzahl von Pilgern die Bürger von Moresnet zur Gründung eines privaten Komitees, um den Bau einer steinernen Kapelle zu ermöglichen. 1823 wurde der Plan verwirklicht. Während sich die kirchlichen Stellen bis dahin sehr bedeckt hielten, die Wallfahrten aber still schweigend duldeten, gelang im Jahre 1829 mit der ersten kirchlich organisierten Wallfahrt und Prozession der Pfarrei St. Jakobus aus Aachen der Durchbruch. 1830 folgten offizielle Prozessionen aus Epen in den Niederlanden und Moresnet. Die zu klein gewordene Kapelle wurde daraufhin 1831 vergrößert und am 4. September durch den damaligen Pfarrer von Moresnet feierlich geweiht. Mit der Weihe der Kapelle wurde die endgültige kirchliche Anerkennung von Moresnet als Wallfahrtsort vollzogen. Als Küster und Sakristan ließ sich 1831 in der Nähe der Kapelle ein Einsiedler nieder. Er baute eine kleine Klause und betreute die Wallfahrten.

Diese steht heute noch neben dem Franziskanerkloster. Fast 40 Jahre versahen die Klausner den Küsterdienst an der Kapelle und bestritten ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Devotionalien und Proviant an die Pilger. Der letzte Einsiedler, Alexander Zeppenfeld, trat im August 1876 als Bruder in den Franziskanerorden ein.

Infolge des Kulturkampfes in Preußen und des „Klostergesetzes vom 31.5.1875" wurden fast alle Klöster aufgehoben. So auch der Franziskanerkonvent in Aachen. In weiser Voraussicht hatte die selige Mutter Franziska Schervier (Stifterin der Armen-Schwestern v. hl. Franziskus) sich darum bemüht, in der Nähe von Aachen, auf belgischem Gebiet, und zwar in Moresnet, für die Franziskaner ein Unterkommen zu finden. Der Exprovinzial, Pater Othmar Maasmann, nahm dieses Angebot mit der Zustimmung des Bischofs von Lüttich an. Die Patres siedelten am 17. Mai 1875 von Aachen nach Moresnet über. Der Lütticher Bischof übertrug ihnen am 1. Mai 1876 den gesamten Pilgerdienst an der Gnadenkapelle mit der Verpflichtung „mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Verehrung der seligsten Jungfrau an der besagten Kapelle zu fördern". Durch die starke Zunahme der Wallfahrten wurde erneut der Wunsch nach einer größeren Wallfahrtskirche wach. Die in den Jahren 1823 und 1831 errichtete Kapelle wurde abgebrochen und an gleicher Stelle ein neues Gotteshaus errichtet. Dieses wurde am 8. September 1880, dem Fest Mariä Geburt, eingeweiht. 1885 begann man mit dem Bau der in unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche gelegenen Klostergebäude.

Der Bau war noch nicht ganz vollendet, da änderten sich die politischen Verhältnisse in Preußen, und den Franziskanern wurde durch Gesetz vom 29. April 1887 die Rückkehr nach Preußen gestattet. Ihnen folgten in der Betreuung der Wallfahrten von 1888 bis 1894 die Jesuiten, deren Gemeinschaft in Preußen weiterhin verboten blieb.

Danach kehrten die Franziskaner nach Moresnet zurück und betreuen bis 31/12/2005 den Gnadenort.

Von 2006 bis 2014 hat die VoE die Leitung im Wallfahrtsort. In diesen Jahren ist Pfr. Heinz Wey Rektor des Wallfahrtsortes.

Im Jahr 2014 (am 7. Oktober) hat der Bischof von Lüttich, Herr Bischof J. P. Delville, der Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe die pastorale und liturgische Leitung anvertraut, mit P. Bartholomé van Oudheusden als Rektor des Wallfahrtsortes.

Die VoE hat die Sorge für die Finanzen, den Unterhalt und den Erhalt des Klosters, der Kirche und des Kreuzweges.